Tel.: (0 26 26) 92 14 50

Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris)

Eine Krankheit, die mehr ist, als nur ein lästiger Ausschlag

Psoriasis mit starker Kopfhaut-Beteiligung

Psoriasis vulgaris

Psoriasis unguium

Schon im 3. Buch Mose findet die Hautkrankheit eine erste Erwähnung: „Und der Herr redete mit Mose und Aaron und sprach: Wenn bei einem Menschen an seiner Haut eine Erhöhung oder ein Ausschlag oder ein weißer Flecken entsteht und zu einer aussätzigen Stelle an der Haut wird, soll man ihn zum Priester Aaron führen.“

In den Schriften des Hippokrates (4. Jahrhundert vor Christus) heißt es dann: „ … überall am Körper war die Haut stark verdickt, vom Aussehen her wie Lepra …“ Mit dem Stigma des Aussatzes war die Psoriasis über Jahrhunderte bis in die Neuzeit behaftet. Dies steckt auch heute noch in den Benennungen: so steht der Begriff Schuppenflechte volkstümlich für eine chronische Hauterkrankung, die sich „weiterfrisst“, der Fachterminus Psoriasis kommt aus dem griechischen Psora und bedeutet „Krätze“, also eine ansteckende, sich in der Haut ausbreitende, parasitäre Hauterkrankung.

Noch Ende des 18. Jahrhunderts wurde die exakte Psoriasis-Morphologie von Robert Willan als „Lepra vulgaris“ tituliert. Erst 1860 wurde von dem österreichischen Dermatologen Ferdinand von Hebra die Psoriasis vulgaris als eigenständige (nicht lepromatöse) Hautkrankheit klassifiziert!


Nicht nur eine Haut-, sondern eine System-Erkrankung!

Schlüsselenzyme TNFα, IL17 und IL23 mit weitreichender Bedeutung

Mit der Entdeckung der Bedeutung der Zytokine Tumornekrosefaktor Alpha, kurz TNFα,  und der Interleukine 17 und 23, kurz IL, als bedeutsamen Botenstoffen für die Entwicklung einer Psoriasis vulgaris genauso wie einer Psoriasis-Arthitis hat sich die Sichtweise der Erkrankung in den letzten Jahren grundlegend verändert.

Das Zytokin TNFα mit dem für manchen Patienten etwas irritierenden Namen ist ein Protein (Eiweißstoff), das eine zentrale Rolle in der Aktivitätsregulation unseres Immunsystems inne hat. Zytokine regeln grundsätzlich Wachstum und Ausreifung (Differenzierung) von Zellen. Man unterscheidet insgesamt 5 Zytokin-Hauptgruppen, neben den Tumornekrosefaktoren (TNF) gibt es noch Interleukine (IL), Interferone (IFn, Koloniestimmulierende Faktoren (CSF) und Chemokine.

Die nebenstehenden Schaubilder verdeutlichen die Komplexität des Krankheitsgeschehens in der Haut und in Gelenken und die zentrale Rolle von TNFα. Da dieses Zytokin auch noch an anderen Zielstrukturen wirkt, insbesondere den Gefäßendothelzellen, wurde in den letzten Jahren zunehmend klar, das die Hochregulation von TNFα auch im restlichen Organismus von Bedeutung ist.

So spricht man heute von der s.g. Komorbidität, die schwer betroffene Psoriatiker häufig zusätzlich erleiden: Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck (Arterielle Hypertonie) mit einer erhöhten Gefahr für Herzinfakt und Schlaganfall, Zuckererkrankung (Diabetes melitus, insbesondere Typ II), Metabolisches Syndrom (Kombination Übergewicht/Adipositas, Hypertonie, Diabetes und/oder Fettstoffwechselstörungen), aber auch Depression und Augenentzündung (Uveitis) werden dazu gezählt.

Mittlerweile ist bekannt, das besonders die Zytokin-Aktivität des visceralen Bauchfetts für zahlreiche dieser Komorbiditäten eine entscheidende Rolle spielt. Zumindest bei den mittel-schwer und schwer betroffenen Psoriasis-Patienten, -und dies sind ca. 45% der Erkrankten-, handelt es sich damit nicht nur um eine Hauterkrankung, sondern um eine chron. Systementzündung, die auch entsprechend behandelt werden muss.

Schema Pathophysiologie. Quelle: Hawkes JE, Chan TC, Krueger JG. J Allergy Clin Immunol 2017;140:645–53

Fettzellen und Komorbidität


Ihr Weg in unsere Spezial- und Schwerpunktpraxis

Mitarbeit des Patienten ist wichtig und kinderleicht!

Viele Psoriasis-Patienten durchleben mit ihrer Erkrankung einen jahrenlangen Leidensweg. Und die oft über die Jahre entwickelten Begleiterkrankungen und deren Behandlung ist auch nicht in 2 Minuten erzählt. Andererseits sind Termin- und Zeitdruck heute leider in jeder Praxis mehr und mehr ein Problem.

Da aber die Vorgeschichte nicht zuletzt ein wichtiger Baustein auch für die zukünftige Therapieentscheidung und die ganzheitliche Therapieführung ist, gilt es die verfügbare Zeit optimal zu nutzen. Allgemeine Hinweise für Ihren (ersten) Besuch in unserer Praxis haben Sie vielleicht schon zu Beginn unserer Homepage in dem Artikel „Wichtiges Drumherum“ gelesen, an dieser Stelle wollen wir Sie mit einigen zusätzlichen Patientenbögen vertraut machen, die Sie vielleicht gerne schon in Ruhe zu Hause oder mit Ihrem Hausarzt zusammen ausfüllen möchten. Beim Klicken auf die rechts abgebildeten Formulare öffnet sich automatisch ein PDF-Download.

Bitte bringen Sie die Bögen dann zu Ihrem Termin bei uns mit und geben diese bei der Anmeldung ab!

Psoriasis-Anamnesebogen

Mit diesem Fragebogen zur Vorgeschichte Ihrer Schuppenflechte bekommen wir einen ersten Überblick über die Rahmendaten zu Ihrer Krankengeschichte, ggfs. in Kombination zum allgemeinen Anamnesebogen unter „Wichtiges Drumherum“ (s.o.). Zum Download des PDF-Dokuments klicken Sie bitte auf die entsprechende nebenstehende Abbildung.

Zusatzfragebogen Psoriasis-Arthritis

Wenn bei Ihnen bereits eine PsA festgestellt wurde oder wenn Sie über häufige Gelenk- und/oder insbesondere Sehnenschmerzen, aber auch über Weichteilschwellungen zu klagen haben, füllen Sie bitte den Arthritis-Bogen sorgfältig aus. Zum Download des PDF-Dokuments klicken Sie bitte auf die entsprechende nebenstehende Abbildung.

GEPARD-Fragebogen

Nicht jeder Gelenkschmerz hat gleich was mit einer akuten Gelenkentzündung (Arthritis) zu tun. Außerdem gibt es auch zur Psoriasis-Arthritis verschiedene Differentialdiagnosen (andere Erkrankungen mit gleichen/ähnlichen Symptomen). Die Fragen des GEPARD-Bogens (GErman Psoriasis ARthritis Diagnostic) bieten Anhaltspunkte für die Abklärung einer Psoriasis-Arthritis) in Eigenregie oder interdisziplinär mit dem Rheumatologen. Zum Download des PDF-Dokuments klicken Sie bitte auf die entsprechende nebenstehende Abbildung.

DLQI-Bogen

Neben der Beurteilung der Krankheitsschwere mittels verschiedener Aktivitäts- und Ausdehnungs-Scores durch uns, hat für die Gesamtbeurteilung der Erkrankung auch die Beeinträchtigung der subjektiven Lebensqualität eine große Bedeutung. Dazu steht ein 10-Fragen-Katalog zur


Netzbildung, Leitlinie und Versorgungssziele

Auch deutschlandweit haben sich in den letzten Jahren zahlreiche (regionale) Netze gegründet (PsoNet). Selbstverständlich haben sich alle diese Schwerpunktpraxen auch der nationalen S3-Leitlinie zur Behandlung der Psoriasis vulgaris und der S2k Leitlinie Psoriasis bei Kindern und Jugendlichen verpflichtet. Diese liegt übrigens auch in einer leichter verständlichen Patienten-Version vor (PDF-Download hier)!

Die Dermatologenschaft geht sogar noch einen Schritt weiter: in einer gemeinsamen Aktion haben sich die Verbände DDG und BVDD auf 4 Nationale Versorgungssziele für die Psoriasis verständigt, um die Versorgungsqualität nachweislich zu verbessern.

Unsere Praxis gehört zu den Gründungsmitgliedern des Netzes und ist seither als Spezial- und Schwerpunktpraxis aktiv. Dr. von Kiedrowski ist in die Konferenzen der Nationalen Versorgungsziele eingebunden. Auch ist er Co-Author der Psoriasis-Leitlinien für Erwachsene und Kinder/Jugendliche.

Übersicht Vertragsbeteiligte

TK-Psoriasis und DermaOne: Verträge zur besonderen Versorgung in den Indikationen Psoriasis und Psoriasis & Neurodermitis nach §140a SGB V

Neue Versorgungsformen in der Dermatologie

Nach knapp 9 Monaten Verhandlungszeit war es am 01. April 2019 soweit: im Rahmen der 11. Nationalen Versorgungskonferenz wurde in Hamburg der erste bundesweite Versorgungsvertrag in der Dermatologie überhaupt präsentiert. GKV-Verhandlungspartner war die Techniker Krankenkasse in Hamburg, Verhandlungsführer für den BVDD war/ist Dr. von Kiedrowski.

Verträge zur Besondern Versorgung können Krankenkassen(-Verbände) und Ärzte(-Gruppierungen) nach Sozialgesetzbuch V dann abschließen, wenn wie in diesem Fall die "Regelversorgung" einer Arzneimitteltherapie für Versicherte mit bestimmten Erkrankungen, hier zunächst in der Indikation Schuppenflechte, verbessert werden soll. Im TK-Vertrag wurde die Betreuung von Patienten mit modernen Systemtherapeutika wie Biologika, Biosimilars und PDE-4-Antagonisten gerade in der Einleitungs- und Umstellungsphase einer Therapie besonders gefördert. 

 

 

 

 

 

 

Teilnehmende Hautärztinnen und Hautärzte des BVDD´s mussten eine besondere Qualifikation nachweisen (eben über das "Regelversorgungsniveau") und wurden dann im Vertrag zugelassen.

Patienten können sich in den beteiligten Praxen formlos einschreiben, natütlich kostenlos.

Zum 01. Januar 2022 wurde der Vertrag dann unter dem neuen Namen DermaOne ausgebaut, vor allem um die zusätzliche Indikation Neurodermitis (Atopische Dermatitis). Zudem war der Versorgungsvertrag nun für alle Patienten offen, also auch Patienten, die schon lange mit einer bestimmten Therapie behandelt wurde. Zudem wurden auch die Medikamenten-Gruppe Fumarate und TYK2-Inhibitoren bei Psoriasis und Januskinase-Inhibitoren bei der Neurodermitis mit aufgenommen.

Das besondere an DermaOne sind zum einen die im Vertrag festgeschriebenen Standards "S3-Leitlinie Psoriasis", "Behandlungspfad Psoriasis" von onkoderm und die Ampelsystematik, zum anderen die der Ampelsystematik erstmals zugrunde liegende besondere Berücksichtigung des Nutzungspotentials der Substanzen. Beteiligte Fachpraxen erhalten verschiedene Betreuungs- und Wirtschaftlichkeits-Boni für die besondere Betreuung.

Die aktuell beteiligten Krankenkassen repräsentieren nahezu 45% aller GKV-Versicherten in Deutschland, die Viactiv-BKK wurde jetzt aber wegen anhaltender Regress-Maßnahmen gegen Ärzte:innen aus dem Vertrag zum 31.12.2023 gekündigt!

Versorgungsvertrag DermaOne

Unsere Spezial- und Schwerpunktpraxis war eine der ersten Praxen, die die Vertragsanforderung erfüllt hat und zugelassen wurde. Aktuell betreuen wir über 180 Patientinnen und Patienten mit Psoriasis und Utopischer Dermatitis innerhalb dieses Versorgungsvertrages!


DermAktiv

Neuer Vertrag zur besonderen Versorgung in den Indikationen Psoriasis & Neurodermitis nach §140a SGB V mit einer Gruppe von Betriebskrankenkassen

Zum 01.01.2023 konnte ein weiterer Versorgungsvertrag für die beiden großen Hauterkrankungen Psoriasis und Neurodermitis abgeschlossen werden: der BVDD schloss einen entsprechende bundesweit-geltende Vereinbarung mit der BKK Vertragsarbeitsgemeinschaft Baden-Württemberg. Derzeit sind bereits 34 verschiedene Betriebskrankenkassen mit einem Versichertenvolumen von knapp 2,5 Millionen beigetreten.

Der Versorgungsvertrag ist angelehnt an den DermaOne-Rahmenbedingungen und auch den Dienstleistungsparteien.

Psoriasis-Praxisnetz Süd-West e.V.

Vernetzung von über 200 Praxen in 5 Bundesländern

Im Jahr 2008 haben sich knapp 75 Hautarztpraxen zu einem 4 Bundesländer (Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland) übergreifenden Netz zusammengeschlossen, um die Versorgung von Psoriasis-Patienten zu verbessern. Im letzten Oktober erfolgte dann der Zusammenschluss mit dem Psoriasisnetz Bayern.

Ziele des Netzes sind sowohl die Verbesserung des fachinternen Austausches, der Aufbau von Zuweiserstrukturen, als auch eine Ausweitung  der fachübergreifenden Zusammenarbeit mit Rheumatologen, Radiologen und Allgemeinmedizinern. Dies ist dringend erforderlich, denn zahlreiche Studien (z.B. PsoHealth) der letzten Jahre haben eine deutliche Unterversorgung im Bereich der Psoriasis dokumentiert.

Praxisschwerpunkt Schuppenflechte (Psoriasis)

Behandlungskompetenz von A wie Acitretin (Psoriasis-Systemtherapeutikum) bis Z wie Zink-Substitution (bei Nagelbeteiligung)

Nicht erst seit der Mitgliedschaft im Psoriasis-Praxisnetz bildet die Behandlung von Psoriasis- und Psoriasis-Arthritis-Patienten einen besonderen Schwerpunkt unserer Spezialpraxis. So waren wir bei Praxiseröffnung 1997 die erste und einzige Praxis in der Region Westerwald, die die Behandlungsmöglichkeit der Balneo-Photo-Therapie (aBPT) angeboten hat. Dies und die enge Zusammenheit mit der Ortgruppe Mündersbach und der Regionalgruppe Koblenz des Deutschen Psoriasis Bundes haben schon bald dazu geführt, dass wie Anlaufstelle für besonders schwer betroffene Patienten mit dieser Erkrankung wurden. Zudem hat sich auch eine Regionalgruppe Westerwald im DPB gebildet, mit der wir auch gerne kooperieren.

Nach der vorübergehenden Einstellung der Balneo-Phototherapie (aBPT) als Kassenleistung (Kieler-Model) Anfang 2000 erfolgte ein systematischer Ausbau der konventionellen und seit der Markteinführung 2005 auch der Biologika-Systemtherapie. Seit 2008 ist übrigens auch die aBPT wieder eine Leistung der GKV.

Aktuell sind wir weiterhin eine der wenigen Praxen im mittelrheinischen Raum und die einzige in den Kreisen AK, NR und WW, die alle Therapieoptionen, -auch die Infusion von Infliximab-, anbieten (mit Ausnahme Excimer-Laser).

Wir garantieren die Umsetzung der nationalen S3-Leitlinie Psoriasis vulgaris (wissenschaftliche Behandlungs- und Therapie-Richtlinie mit höchster wissenschaftlicher Wertigkeit /Evidenz), von der es auch eine Patienten-Version des Deutschen Psoriasis Bund (DPB) gibt. Sie können diese dort anfordern.

Informierte Patienten sind ausdrücklich willkommen und wir raten auch unbedingt zur Mitgliedschaft in der Patientenselbsthilfe wie dem DPB, denn im gesundheitspolitischen Umfeld macht nur die Gemeinsamkeit stark!

Im Folgenden möchten wir noch für Interessierte einen bewusst kurzen Überblick über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten bei Schuppenflechte geben.  Diese Auflistung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, weitere Informationen erhalten Sie ggfs. auch über entsprechende Links.

Die Entscheidung Für oder Wider eine Therapie kann aber nur im individuellen Patientenkontakt getroffen werden.

Lokaltherapie

Basispflege ist obligat

Grundsätzlich ist eine intensivierte Hautpflege für jeden Psoriasispatient wichtig, insbesondere weil eine juckende und gereizte Haut durch den s.g. „Köbner-Effekt“ neue Psoriasis-Plaque entwickeln kann. Zur Verfügung stehen eine Vielzahl von Produkten (Ölbäder, Duschöle, rückfettende Cremes, Salben oder Lotionen, ggfs. auch mit Zusatz von Harnstoff (Urea). Bei der Verwendung von (5-10%igem) Harnstoff sei aber angemerkt, dass dies nur bei entzündungsfreier Haut anzuraten ist, da ansonsten Harnstoff selbst zu Reizungen führen oder diese verstärken kann.

Goldstandard ist heute die Kombination von ausreichend starken Glukokortikosteroiden und Vitamin D3-Analoga in einer für die zu behandelnden Lokalisation geeigneten Zubereitung. Reine Kortison-Anwendung beeinflusst die erhöhte Hautneubildungsrate nur unzureichend, führt deshalb zu Rezidiven und ist daher mangels ausreichender Wirksamkeit als unwirtschaftlich abzulehnen. Zu Beginn einer Lokaltherapie kann der Zusatz von Salicylsäure (Förderung der Abschuppung) sinnvoll sein. Die Anwendung von modernen Externa reicht heutzutage 1x täglich abends ausreichend und damit Compliance (Patienten-Mitarbeits) fördernd.

Wer die Wahl hat, hat die Qual!

Therapie mit UV (ultraviolettem) Spektrum

Schon seit Jahrhunderten ist die abheilende Wirkung von Sonnenlicht bei Schuppenflechte (und anderen entzündlichen Hauterkrankungen) bekannt. Bis vor gut 70 Jahren war sie (in Verbindung mit Salzwasser - Heliothalasso-Therapie) fast die einzige Behandlungsmöglichkeit bei einer großflächigen Ausbreitung.

Heute stehen uns natürlich eine ganze Reihe moderne Systemtherapeutika zur Verfügung (siehe unten), aber dennoch hat die UV-Behandlung in bestimmten Konstellationen noch ihren Stellenwert in der Psoriasis-Behandlung.

Neben der geschilderten Kombination nach Salz- oder Meladinine-Bädern (dann UVA-Belichtung als s.g. PUVA, s.u.) kann eine reine UVB-Belichtung auch zur Kombination mit äußerlichen Medikamenten unter Beachtung des Hautkrebs-Risikos angewendet werden. Um gerade dieses zu minimieren, wird nur ein bestimmter Wellenbereich, der zudem besondere Wirkung bei Schuppenflechte hat, die s.g. 311 Nanometer-Bande, zur Therapie genutzt.

Mit unserer modernen UV-Therapieeinheit verbessern wir nicht nur die Balneo-Foto-Therapie (s.u.), sondern auch die gesamte Behandlungspalette bei Psoriasis, z.B. auch für Patienten, die nicht mit Systemtherapien behandelt werden können (Z.n. Tumor-Erkrankungen, Herz- und/oder Nierenschwäche, etc.).

An dieser Stelle sei es ergänzend noch mal bemerkt: das langwellige UVA-Licht von Solarien und Sonnenbänken hat keine Wirkung auf die Psoriasisentzündung und fördert nur das Hautkrebs-Risiko!

Ambulante Balneo-Foto-Therapie (aBFT)

Gute Behandlungsmöglichkeit für großflächige Ausdehnung

Gemäß Leitlinie ist die Behandlung der Psoriasis mit einer flächigen Ausdehnung von mehr als 10% KOF (Körperoberfläche = Handfläche des Patienten entspricht ca. 1% KOF) nicht mehr durch alleinige Lokaltherapie sinnvoll: zum einen erreicht eine solche Lokaltherapie die Grenzen der zeitlichen und mengenmäßigen Machbarkeit für den Patienten, zum anderen spielt hier die Wirtschaftlichkeit eine Rolle.

Seit 2008 steht für solche Fälle wieder die kombinierte Bade-Licht-Therapie als Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung zur Verfügung: der Patient badet zunächt 20 Minuten in einer Starksole (20%ig) und erhält anschließend eine UVB-311-Fototherapie. Beim Baden werden nicht nur Entzündungszellen aus der haut gewaschen, sondern die Haut quillt auch und wird damit für das anschließende UV-Licht besser durchgängig.

Eine solche Therapie umfasst bis zu 35 Bäder, die Behandlungsfrequenz beträgt 3-5x pro Woche (also 7-12 Wochen insgesamt) und kann nach frühestens 6 Monaten wiederholt werden (Abrechnungsausschluss der Krankenkassen).

Folienbad in 20%iger Starksole

Wenn Salz-Bäder für die Haut zu stark reizend sind oder auch für bstimmte Hauterkrankungen (z.B. Mycosis fungoides) ist auch eine PUVA-Bad-Therapie möglich; hierbei erfolgt ein Bad mit der Substanz 8-Methoxypsoralen (8-MOP), welches die Haut für ca. 1 Stunde lichtempfindlicher macht, und anschließend eine Lichtbehandlung mit UVA-Spekrum. Auch diese Therapie bieten wir in unserer Praxis an.

Wir führen in unserer Praxis das s.g. Folienbad durch: so badet natürlich jeder Patient in seinem „eigenen Wasser“, das Verfahren ist aber umweltfreundlich und spart Wasser und Salz/8-MOP!

(Bitte keine Salzbäder zu Hause versuchen: Sie benötigen für ein Solebad 30 kg Salz pro Wannenfüllung (!) und haben durch die Salzkonzentration in wenigen Wochen ihre Rohrleitungen zerfressen.)

Patienten-Information ist wichtig und Pflicht!

Nur ein gut informierter Patient ist in der Lage, die Tragweite seiner Erkrankung und die Anforderungen moderner Therapieverfahren zu verstehen und einzuhalten. Deshalb möchten wir Ihnen im Folgenden wichtige Basisinformationen zu den verschiedenen bei Psoriasis eingesetzten Medikamenten geben. Die Substanznahmen sind mit einem Downloadlink hinterlegt: wenn Sie darauf klicken, erhalten Sie eine PDF mit den wichtigsten Informationen zu dem Medikament, die Sie sich ausdrucken können.

Bei Einstellung auf eines dieser Medikamente erhalten Sie diese Information aber auch bei uns in der Praxis ausgehändigt, den Erhalt der Information und die Kenntnisnahme, sowie das Verständnis möchten Sie uns vor Therapiebeginn durch Unterschrift bestätigen (Verpflichtung nach dem Patientenrechtegesetz).

Gerne beantworten wir Ihnen natürlich offene Fragen im persönlichen Gespräch!

Konventionelle Systemtherapie

Von „Innen“ gegen die Entzündungszellen im Körper

Bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis ist, -wie oben bereits dargestellt-, der Organismus durch eine Hochregulation von zahlreichen Entzündungszellen betroffen! Dies macht verständlich, dass in solchen Fällen eine rein äußerliche Therapie nicht ausreichend sein kann. Zur Verfügung stehen in Deutschland insgesamt 4 Medikamente mit ganz unterschiedlichen Wirkmechanismen und Einnahmeregularien:

Acitretin

ist ein Vitamin-A-Säure-Abkömmling (Retinoid) und wirkt auf Wachstum und Reifung von Hautzellen(Kerratinocyten). Es ist täglich einzunehmen, die etwas höhere Dosierung zur Therapieeinleitung kann bei Ansprechen im Verlauf reduziert werden. Haupteinsatzgebiet sind die mit Pusteln (Flüssigkeitsgefüllte Bläschen) einhergehenden Formen der Psoriasis. Typische Nebenwirkung ist die z.T. starke Austrocknung auch der Schleimhäute (Augen, Nase). Die Substanz darf bei Frauen im gebärfähigen Alter nur mit sicherer Verhütung (Kontrazeption) angewendet werden, da sie auf den Embryo schädigend wirkt; die Kontrazeption ist auch nach Absetzen des Präparats noch lange Zeit fortzuführen. Unter der Behandlung müssen verschiedene Laborwerte regelmäßig kontrolliert werden. Die Substanz ist generisch verfügbar und hat verschiedene Handelsnamen (z.B. Acicutan®).

Ciclosporin

ist ursprünglich ein Stoffwechselprodukt der Pilzgattung Tolypocladium inflatum und wurde anfangs zur Hemmung des Immunsystems nach Organtransplantationen (auch heute noch) eingesetzt. Seit 1993 wird es auch gegen Psoriasis eingenommen. Die Gabe erfolgt täglich, die Dosis ist gewichtsadaptiert. Möglich Nebenwirkungen gibt es verschiedene, am bedeutsamsten sind die Erhöhung des Blutdrucks und eine Einschränkung der Nierenfunktion, hier erfolgen auch regelmäßige Kontrollen. Ciclosporin hat eine starke und schnell einsetzende Wirkung, ist aber für eine Dauerbehandlung (wegen der Nebenwirkungen) nicht geeignet. Nach einer solchen Therapie sind Phototherapien wegen der Gefahr einer Hautkrebsenstehung zu unterlassen (siehe auch >>> „Hautkrebs bei Organtransplantierten“). Die Substanz ist generisch verfügbar und hat verschiedene Handelsnamen (z.B. Immunosporin®).

 

Fumarsäureester

sind ein Stoffwechselprodukt, was sowohl im Menschen, als auch in verschiedenen Pflanzen vorkommt. Vom Gewöhnlichen Erdrauch (Fumaria officinalis) stammt auch der Name. Über eine Hemmung verschiedener Botenstoffe erklärt man die gute, aber zu Beginn nur langsam einsetzende Wirkung bei Psoriasis. Mittlerweile steht diese Substanzgruppe als Gemisch aus 3 verschiedenen Estern (FSE) oder als Monosubstanz  des wirksamen Esters Dimethylfumarat (DMF) zur Verfügung. Fumarate werden täglich als Tablette(n) eingenommen, die Dosis kann ja nach Ansprechen bis zu 6 Tabletten (3x2 oder 2x3 Tbl. = 720 mg) betragen, ist aber nach Einsetzen der Wirkung auf eine individuell niedrigere Erhaltungsmenge zu reduzieren. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Hitzegefühl und Hautrötungen (Flush), sowie Durchfälle, die aber im Laufe der Therapie wieder verschwinden. Fumarsäure ist für die Dauertherapie geeignet; erste klinische Studien haben günstige Effekte auf auf verschiedene Komorbiditäten gezeigt. Auch für diese Substanz sind verschiedene Laborkontrollen erforderlich. Handelsname des FSE ist Fumaderm®, des DMF Skilarence®.

 

Methotrexat

ist ein Analogon der Folsäure (Vitamin B9) und wirkt entzündungshemmend und regulierend bei immunologischer Überaktivität. Eingeführt wurde die Substanz, die auch kurz mit MTX abgekürzt wird, für die Behandlung verschiedener maligner Erkrankungen (z.B. Leukämien oder Lymphomen). MTX wird nur 1x wöchentlich verabreicht, wegen der besseren Wirkung (MTX ist zunächst ein s.g. Prodrug und muss im Körper Glutamat.Molekülen gekoppelt werden = Polyglutaminierung) und geringerer Nebenwirkungen (Magen-Darm-Trakt) vorzugsweise als (subkutane) Injektion, die sich der Patient nach Ableitung dann selber geben kann. Üblich sind Gaben von 15 oder 20 mg (pro Woche), in der Erhaltungsphase sind z.T. auch geringere Dosen möglich. MTX hat auch eine gute Wirkung auf die Gelenk-Psoriasis (Psoriasis-Arthritis) und ist hier das Systemtherapeutikum der 1. Wahl). Leber, Nieren- und Blutbildkontrollen sind in regelmäßigen Abständen erforderlich. Methotrexat ist generisch verfügbar und hat verschiedene Handelsnamen (z.B. Metex®).

 

Apremilast

ist streng genommen kein konventionelles Systemtherapeutikum, wird aber aber wegen seiner Molekülgröße zu den "Small Melucules" gezählt und deshalb in diesem Kontext der oral verabreichbaren Substanzen besprochen. Apremilast ist ein Phosphodiesterase-4-Hemmer (Anti-PDE-4) zur Behandlung der Psoriasis und Psoriasis-Arthritis. Es ist in Deutschland seit 2015 zugelassen. Die Hemmung des Enzyms PDE-4 erhöht in der Zelle einen Stoff zur Signaltransduktion (Informationsübermittlung), genannt cAMP, wodurch das Zytokin TNF-alpha (s.o.) vermindert freigesetzt und damit die psoriatische Entzündung runterreguliert wird. Das Medikament wird über eine Woche langsam aufdosiert um Magen-Darm-Unverträglichkeiten zu vermeiden und in der Dauertherapie mit 2x 30 mg/Tag als Tablette eingenommen. Beachtenswerte Nebenwirkung ist ansonsten die Möglichkeit einer Gewichtsreduktion, in kontrolliertem Umfang bei Psoriasis natürlich nicht unbedingt unerwünscht. Laborkontrollen sind keine erforderlich.

 Apremilast hat eine „Second-line-Zulassung“, d.h. die o.a. Medikamente sind "vorgeschaltet". Handelsname ist Otezla®.

 

Deucravacitinib

ist das "jüngste Mitglied in der Psoriasistherapie-Familie" und ebenfalls kein konventionelles Systemtherapeutikum, wird aber aber wegen seiner Molekülgröße ebenfalls zu den "Small Melucules" gezählt und deshalb auch in diesem Kontext der oral verabreichbaren Substanzen besprochen. Deucravacitinib gehört zu der Gruppe der Januskinase-Hemmer (JAK-Hemmer), allerdings gibt es Unterschiede zu anderen Substanzen dieser Arzneistoffklasse. Der Wirkstoff ist selektiv gegen die Tyrosinkinase-2 (TYK2) gerichtet. Diese gehört ebenfalls zur JAK-Familie. Die TYK2-Blockade führt zu einer Hemmung der Signalkaskade der Interleukine IL-12, IL-23 und von Typ-1-Interferonen. Dies sind zentrale Botenstoffe der Psoriasis-Entzündung. Einen hohen Grad an Selektivität erreicht Deucravacitinib infolge der spezifischen Bindung an die regulatorische statt die aktive Domäne von TYK2, die sich strukturell von den regulatorischen Domänen der der anderen Januskinase JAK 1, 2 und 3 unterscheidet. In therapeutischen Dosen hemmt Deucravacitinib JAK 1, 2 und 3 nicht. Die Substanz ist als Girstline-Option zur Behandlung der mittelschweren und Schweren Psoriasis zugelassen und wird als 6 mg Tablette 1x täglich eingenommen. Mögliche Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Akne-ähnliches Hautveränderungen und ein leicht erhöhtes Infektiionsrisiko (insbesondere oberer Atemwege), deshalb muss vor Therapiebeginn auch eine latente (nicht aktive) Tuberkulose ausgeschlossen werden. Handelsname ist Sotyktu®.

 

Weitere Substanzen

Leflunomid ist (wie MTX) ein s.g. csDMARD zur oralen Behandlung der Psoriasis-Arthritis (PsA). Ursprünglicher Handelsname war Arava®, die Substanz ist aber auch generisch verfügbar.

Tofacitinib gehört als s.g. Janus-Kinase-Inhibitor (JAK-Inhibitor) zu den tsDMARDs und hat eine Secondline-Zulassung in Kombination mit MTX bei PsA. Handelsname ist Xeljanz®.


Systemtherapie mit Biologika

Zielgerichtete (targeted) Therapie mit biologischen Stoffen als innovative Option

Biologika wirken auf unterschiedlichen Ebenen ganz gezielt gegen die die Entzündung vermittelnden Zytokine und normalisieren das überaktive Immunsystem. Sie werden biotechnologisch hergestellt und stellen so große Moleküle dar, dass sie nicht in Salben- oder Tablettenform anwendbar sind. Sie werden als Infusion in die Vene oder als Injektion unter die Haut (subcutan, s.c.)verabreicht.



In Deutschland sind Biologika mittlerweile überwiegend als First-Line-Therapie zugelassen, nur wenige Substanzen haben historisch-gesehen nur eine Second-Line-Option, wenn nämlich bei einer entsprechenden Krankheitsschwere die konventionellen Systemtherapeutika nicht ausreichend wirksam oder unverträglich oder wegen anderer Gründe kontraindiziert waren. Vor und während der Therapie sind aktive Infektionen, insbesondere eine Tuberkulose auszuschließen.



Unterschieden werden die Mechanismen in Antikörper- (auch als Fusionsprotein) und Rezeptor-Blockade. Antikörper werden gegen TNFα, IL12/23, IL17A, IL17 A/F und IL23 eingesetzt, ein IL17AR-Rezeptor-Blocker hemmt mehrere Mitglieder der IL17-Zytokine (A/F, C, E).

Biologika sind für die Dauertherapie geeignet und z.T. auch mit anderen Systemtherapeutika kombinierbar. Typische grundsätzliche Nebenwirkungen außer leichten Lokalreaktionen an der Injektionsstelle sind nicht zu benennen (siehe auch Informationsblätter), in größeren Abständen werden natürlich Routineparameter im Labor kontrolliert. Einzelheiten zu den Wirkstoffen sind in den Patienteninformationen hinterlegt.

TNFα-Inhibition

Adalimumab

ist ein vollhumaner monoklonaler Antikörper gegen TNFα und wirkt damit sowohl bei Psoriasis vulgaris als auch bei der Psoriasis-Arthritis. Adalimumab hat eine First-Line-Zulassung. Weitere Indikationen sind Morbus Crohn und Hidradenitis suppurativa, sowie die Uveitis. Die Gabe erfolgt durch Fertigspritzen oder mittels eines Pen´s unter die Haut durch den Patienten. Bei der Einleitung (Induktionsphase) werden zunächst 2 Injektionen auf einmal (=80 mg) und eine dritte Injektion (40 mg) dann nach 1 Woche gegeben, die weiteren Injektionen erfolgen dann 14-tägig. Die gute und starke Wirkung ist zumeist schon innerhalb weniger Wochen zu verzeichnen. Handelname des Orginators ist Humira®.

Diese Substanz ist bereits zur Behandlung der Psoriasis bei Patienten ab dem 4. Lebensjahr zugelassen. Auch hat Adalimumab die Möglichkeit einer Dosissteigerung (z.B. zur Behandlung eines passageren Wirkverlustes oder eines Schubes) auf wöchentliche Gaben (Dosisverdopplung). Bei klinischer Notwendigkeit ist die Anwendung auch in der Schwangerschaft und Stillphase möglich.

Von Adalimumab stehen seit 10/18 s..g. Biosimilars (engl. für „bioähnlich“) zur Verfügung, da eine genau Nachbildung dieses sehr großen und komplexen Moleküles technisch nicht möglich ist. Die Substanzen sind iverglichen mit dem Original (Orginator) ähnlich (similar)/vergleichbar in Wirkung und Verträglichkeit. Es ist aber eben keine identische Nachbildungen, wie sie von kleinen Molekülen, den s.g. Generika, möglich sind. Die neuen Vertreter sind z.B. unter den Handelsamen Amgevita®, Hulio®, Hyrimoz®, Idacio® oder Imraldi® auf dem deutschen Markt.

 

Certolizumab

Certolizumab ist ein TNFα-Blocker, es handelt sich hierbei um das Fab-Fragment eines rekombinanten, humanisierten monoklonalenAntikörpers. Er ist seit Jahren in den Indikationen Psoriasis-Arthritis, M.Crohn (außerhalb Europas) und Rheumatoide Arthritis zugelassen, seit Juni 2018 nun auch in der Indikation Psoriasis. Bei klinischer Notwendigkeit“ ist die Anwendung in der Schwangerschaft durch die Fachinformation ausdrücklich rmöglich, auch die Anwendung in der Stillzeit ist unproblematisch.

Certolizumab wird in der Initalphase mit 400 mg (2x 200 mg) in den Wochen 0, 2 und 4 injiziert (s.c.), in der Erhaltungsphase erfolgt dann die Gabe von 200 mg alle 2 Wochen. Bei unzureichendem Ansprechen kann die Dosis auf 400 mg all 2 Wochen  gesteigert werden (Wirtschaftlichkeitsgebot?!). Handelsname ist Cimzia®.

 

Etanercept

richtet sich auch gegen TNFα, ist aber kein Antikörper, sondern bindet das Zytokin als s.g. Fusionsprotein. Es wirkt bei Haut- und Gelenk-Manifestation und ist auch für Kinder ab dem 6. Lebensjahr zugelassen. Die Gabe erfolgt mittels Injektion unter die Haut, entweder 1x oder 2x wöchentlich in zwei verschiedenen Dosierungen (25 oder 50 mg). Neben einer Fertigspritze steht auch ein Pen zur Verfügung. Die antipsoriatische Wirkung ist zufriedenstellen, die Wirkung bei PsA gut, setzt aber etwas langsamer als bei anderen Anti-TNF´s ein. Handelname des Orginators ist Enbrel®.

Seit 2016 sind von Etanercept auch Biosimilars (s.o.) in Deutschland verfügbar, Handelsnamen sind z.B. Benepali® oder Erelzi®.

 

Infliximab

ist ein chimärer (geringe Anteile von Mausproteinen) TNFα-Antikörper, der als Infusion intravenös in der Arztpraxis verabreicht wird. Die Wirkstoffmenge wird an das Körpergewicht adaptiert, die normale Dosis beträgt 5 mg pro kg Körpergewicht, eine Infusion dauert ca. 2 Stunden gefolgt von einer ca. gleichlangen Nachbeobachtungsphase. Infusionen werden zu Therapiebeginn, dann nach 2 Wochen, nach weiteren 6 Wochen und dann alle 8 Wochen benötigt. Die Substanz wirkt sehr stark und schnell gegen Haut- und Gelenk-Beteiligung. Handelsname des Orginators ist Remicade®.

Von dieser Substanz stehen ebenfalls Biosimilars (s.o.) zur Verfügung, die neuen Vertreter sind unter den Namen Inflectra® , Remsima® und Flixabi® auf dem deutschen Markt.

 

Weitere Substanzen

Für Patienten mit einer gesicherten Psoriasis-Arthritis steht darüber hinaus noch ein weiterer Wirkstoff mit den Namen Golimumab zur Verfügung, er wird bei uns eher nur in Ausnahmefällen eingesetzt, in der Rheumatologie alledings häufiger.

Golimumab ist ebenfalls ein TNFα-Inhibitor, die Lösung wird alle 4 Wochen mittels Fertigspritze verabreicht; weitere Informationen finden Sie in der hinterlegten Patienteninformation.

IL17-Inhibition

Bimekizumab

Bimekizumab ist ein humanisierter monoklonaler IgG1/κ-Antikörper, der selektiv mit hoher Affinität an die Zytokine IL-17A sowie IL-17F bindet und so deren Wirkung blockiert. Eine fehlregulierte Expression von IL-17A und IL-17F wird mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie Psoriasis, Psoriasis-Arthritis, rheumatoider Arthritis und ankylosierender Spondylitis, sowie anderen chronischen-entzündlichen Erkrankungen (z.B. Hidradenitis suppurativa) in Verbindung gebracht. Bimekizumab ist seit 8/21 mit Firstline-Indikation zugelassen für Patienten ab dem 18. Lebensjahr zur Behandlung der mittelschweren und schweren Psoraiss vulgaris. Die Substanz wird mit 320 mg (verabreicht als 2 subkutane Injektionen zu jeweils 160 mg) in Woche 0, 4, 8, 12, 16 und danach alle 8 Wochen gegeben. Die Wirkung ist sehr stark und schnell einsetzend, in den vorliegenden Studien erreichten ca. 85-90 % der Patienten eine nahezu Erscheinungsfreiheit (PASI 90-Reduktion), vollständig Erscheinungsfrei (PASI 100-Ansprechen) lag bei knapp 60%. Mögliche Nebenwirkungen beziehen sich wie bei allen Vertretern dieser Wirkstoffgruppe auf eine erhöhte Infektanfälligkeit, insbesondere das Auftreten von Candida-Infektionen. Handelsname ist Bimzelx®.

 

Brodalumab

Brodalumab st ein rekombinanter, vollständig humanisierter monoklonaler Antikörper mit First-line Zulassung zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Plaque-Psoriasis ab dem 18. Lebensjahr. Die Substanz blokiert kein einzelnes Zytokin, sondern den IL17-Rezeptor. Durch die Rezeptor-Blockade werden mehrere IL17-Zytokine (es gibt insgesamt 6 Homo- bzw. Heterodimere) blockiert, nämlich IL17 A, F, AF, C und E.  Die Gabe erfolgt in einer Dosierung von 210 mg alle 2 Wochen mittels Fertigspritze, bei Therapieeinleitung wird bis zur Woche 2 wöchentlich gespritzt  Die Wirksamkeit und Schnelligkeit entspricht den anderen Substanzen dieser Gruppe. Handelsname ist Kyntheum®

 

Ixekizumab

kam als 2. Vertreter der Interleukin 17-Hemmern auf den Markt und ist ebenfalls ein monoklonaler Antikörper gegen das Zytokin IL17A zur Behandlung der Schuppenflechte (Psoriasis) und Psoriasis-Arthritis (PsA). Es ist mittlerweile zugelassen ab dem 6. Lebensjahr, Die Gabe erfolgt mittels Fertigspritze oder Fertigpen mit einer Startdosis von 160 mg (2x 80 mg) und dann alle 2 Wochen 80 mg subcutan. Nach Woche 12 erfolgen die Injektionen alle 4 Wochen. Die Wirkung ist ebenfalls sehr stark und schnell einsetzend, in den vorliegenden Studien erreichten ca 70% der Patienten eine nahezu oder völlige Erscheinungsfreiheit (PASI 90- bzw. PASI 100-Reduktion). Auch diese Substanz hat eine First-Line-Zulassung erhalten. Handelsname ist Taltz®.

 

Secukinumab

ist eine Substanz aus der Gruppe der monoklonalen Antiköper gegen das Zytokin Interleukin 17 (IL17), in diesem Fall IL17A (es gibt insgesamt 6 Subtypen vom IL17, genannt A-F). Wie bei allen Biologika macht die Größe des Moleküls die Verabreichung als Injektionslösung notwendig. Die Dosierung beträgt 300 mg und wird zu Beginn über 5 Wochen mittels Fertigspritze oder PEN unter die Haut (subcutan, s.c.) verabreicht, die weitere Gabe erfolgt dann monatlich. Die Wirkung ist sehr stark und schnell einsetzend, in den vorliegenden Studien erreichten ca 70% der Patienten eine nahezu oder völlige Erscheinungsfreiheit (PASI 90- bzw. PASI 100-Reduktion), was dazu geführt hat, das die Substanz als erstes Biologikum eine First-Line-Zulassung erhalten hat. Handelsname ist Cosentyx®. Mittlerweile ist es bereits ab dem 6. Lebensjahr verordnungsfähig.

IL12/23- und IL23-Inhibition

Ustekinumab

inaktiviert die Botenstoffe Interleukin 12 und Interleukin 23, weil beide Interleukine eine glleiche Untereinheit (p40) besitzen. Das Medikament ist zugelassen für die Haut- und Gelenkbeteiligung der Psoriasis ab dem 6. Lebensjahr und hat einen Second-Line-Zulassungsstatus. Eingeleitet wird die Therapie mit der Gabe einer Fertigspritze am Tage 0 und nach 4 Wochen. Mit der dann notwendigen Wiederholungsgabe nur alle 12 Wochen erreichen die Patienten eine bis dato längstmögliche Freiheit von Behandlungsaktivitäten. Die Wirkung ist stark und relativ schnell einsetzend; die Dosis beträgt 45 mg, für Patienten mit einem Körpergewicht über 100 kg steht eine 90 mg-Dosis zur Verfügung. Handelsname ist Stelara®.

 

Guselkumab

ist die erste Substanz eines neuen Wirkmechsnismus, nämlich ein monoklonaler Antikörper gegen das Zytokin IL23 (an der p19-Untereinheit, die dem IL12 fehlt), das seit Ende 2017 auf dem Markt ist. Die Blockade dieses Entzündungsbotenstoffes führt bei gutem Sicherheitsprofil zu nochmals besseren Ansprechraten, die PASI90-Reduktionsrate liegt bei über 80%. Appliziert wird das Medikament in einer Dosis von 100 mg in Woche 0 und 4 und dann alle 8 Wochen mittels Fertigspritze oder Pen. Auch dieses Biologikum ist für Patienten ab dem 18. Lebensjahr mit First-Line-Option zugelassen. Handelsname ist Tremfya®.

  

Risankizumab

Risankizumab wurde als jüngster Wirkstoff dieses Pathways Anfang Mai 2019 in der Indikation Psoriasis für Erwachsene mit First-Line-Status zugelassen. Es handelt sich um einen monoklonalen Antkörper gegen die p19-Untereinheit des Zytokin´s IL23. Risankizumab zeigt eine schnelle und hohe Wirksamtkeit, das PASI90-Ansprechen liegt bei rund 86%, das Sicherheitsprofil liegt imPlacebo-Niveau und zeigt keine Substanzspezifischen Besonderheiten. besonders ist die Tatsache, dass weder allgemein noch bei Quantiferon-positiven Studienprobanden eine (latente) Tuberkulose unter Therapie reaktiviert wurde. Risankizumab wird in der Dosis von 150 mg (2x 75 mg Fertigspritzen) an Woche 0 und 4 und dann weiter alle 12 Wochen subcutan injiziert. Handelsname ist Skyrizi®.

 

Tildrakizumab

Tildrakizumab wurde als 2. Substanz dieses Wirkprinzips im November 2018 zugelassen für die Indikation Psoriasis. Es scheint das schwächste der drei IL23 Antikörper-Präparate zu sein mit nur 52% PASI 90-Ansprechen und 24% PASI 100 nach 28 Wochen. Die Rate an Nebenwirkungen liegt auf Placeboniveau. Am häufigsten trat eine Nasopharyngitis auf (11-14%, Placebo 4-8%) zu verzeichnen. Das Medikament wird als Fertigspritze in Woche 0 und 4 und dann alle 12 Wochen appliziert. Handelsname ist Ilumetri®.

 

Alle Biologika sind für die Dauertherapie geeignet und z.T. auch mit anderen Systemtherapeutika kombinierbar. Typische Nebenwirkungen außer leichten Lokalreaktionen an der Injektionsstelle sind nicht zu benennen (siehe auch Informationsblätter), in größeren Abständen werden natürlich Routineparameter im Labor kontrolliert.


Deutsches Psoriasis Register PsoBest

Dokumentation von Wirksamkeit und Sicherheit „unserer“ Psoriasis-Systemtherapeutika

Das Deutsche Psoriasis Register PsoBest ist das größte dermatologische Registerprojekt und wurde Anfang 2008 mit dem Ziel gegründet Langzeitdaten zur Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit der in Deutschland verfügbaren Biologika und konventionellen Systemtherapeutika zu erfassen.

Dabei werden derzeit über 15000 Patienten über jeweils 10 Jahre nach Einschluss hinsichtlich ihrer Psoriasis-Behandlung regelmäßig überwacht und dokumentiert. Unsere Praxis nimmt seit Ende 2008 als aktives Zentrum teil und wurde in den letzten Jahren mit z.Zt. über 530 Register-Patienten als größtes Praxis-Zentrum in Deutschland "geehrt".

Betrieben wird das Projekt von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) und dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD), die Studienleitung hat das Competenzzentrum für Versorgungsforschung in der Dermatologie (CVDerm) unter Leitung von Prof. Dr. Augustin.

Unser "Zentrum" in Selters

Praxis "1" in Deutschland!

Aktuell beteiligen sich mehr als 980 Praxen und 82 Kliniken aktiv am Register, von den mittlerweile über 15000 Patienten werden rund 83% von den niedergelassenen Dermatologen gemeldet und geführt.

Unter allen aktiven Zentren gehört unsere Praxis seit 2011 zu den TopTen und belegt aktuell mit über 530 gemeldeten Psoriasis-Systempatienten knapp hinter der Universitätsambulanz der Uni-Klinik Hamburg den 2. Platz. 2018 und 2019 haben wir sogar an der Spitze gelegen, Corona-bedingt wurde wir aber 2020/21 wieder überholt. Trotzdem sind wir aber mit Abstand das größte Praxis-Zentrum in ganz Deutschland. Damit beteiligen wir uns aktiv an der Versorgungsforschung in Deutschland zum Wohle unserer Patienten.

Ehrung als aktives Top-10-Psoriasis-Zentrum

Nicht zuletzt auch diesem Umstand ist es wohl zu verdanken, dass Dr. Ralph von Kiedrowski in den Wissenschaftlichen Beirat des PsoBest-Registers berufen wurde.

Letztlich geht es aber natürlich nicht nur um irgendein Ranking, sondern um die optimale Behandlung mit innovativen und sicheren Medikamenten. Dazu wollen wir unseren Beitrag leisten!


Mediale und wissenschaftliche Projekte

Praxisnaher Behandlungspfad Psoriasis vulgaris 2019

Mit der S3-Leitlinie zur Psoriasis (Update 2017) steht ein über 150 Seiten (für die topische und UV-Therapie steht noch eine Apendix von 73 Seiten zur Verfügung) umfassendes Werk zur Evidenz-basierten Behandlung der Schuppenflechte zur Verfügung. Dennoch haben die zahlreichen Neuentwicklungen von Therapeutika dazu geführt, dass auch diese Leitlinie nicht mehr aktuell ist. 

Dies war die Motivation für eine Arbeitsgruppe des Netzwerkes onkoderm e.V. unter der Leitung von Dr. von Kiedrowski, eine praxisnahe Umsetzungsempfehlung für die tägliche Sprechstunde zu erarbeiten, vor allem für die Kolleginnen und Kollegen, die noch keinen Psoriasis-Schwerpunkt haben.

Diese Algorithmen aus 2011 und 2016 wurden jetzt komplett überarbeitet. Der neue Behandlungspfad gibt nun konkrete Entscheidungshilfen für das diagnostische und therapeutische Vorgehen und führt, schrittweise abgearbeitet, immer zu einer Entscheidung für eine stadiengerechte Therapie.

Zudem werden wichtige Vorschläge für die Schweregrad-Einteilung, das Screening auf Komorbidität und praxistauglioche Therapieziele der Psoriasis formulieert. Die Publikation erschien im Deutschen Dermatologen 9/2019.


Psoriasis mit Gelenkbeteiligung

Ein interdisziplinärer Leitfaden für die Diagnosestellung und Therapie

Nach einer deutschen Querschnittsstudie von Reich et al. leiden rund 20% der Patienten mit Schuppenflechte auch an Gelenkbeschwerden, der s.g. Psoriasis-Arthritis. Da auch diese Gelenkentzündung langfristig mit einer Gelenkzerstörung einhergeht, ist die Früherkennung dieser Entzündung von besonderer Wichtigkeit.

Aus diesem Grund ist dies auch eines der vier Nationalen Versorgungsziele bei Psoriasis. Um die Diagnosestellung und Therapie der PsA in der dermatologischen Praxis weiter zu verbessern, hat ein Autorenteam niedergelassener Dermatologen des Netzwerkes onkoderm e.V. unter der Leitung von Dr. Ralph von Kiedrowski zusammen mit Rheumatologen einen interdisziplinären Leitfaden entwickelt, der in der März-Ausgabe 2013 des Deutschen Dermatologen erschienen ist.

Dieser Leitfaden ergänzt den 2011 herausgegebenen Behandlungspfad für Psoriasis vulgaris.


In den Indikationen Neurodermitis oder Schuppenflechte* besteht durch die Kooperation mit dem Studienzentrum CMS3 oft auch die Möglichkeit, an wissenschaftlichen Projekten teilzunehmen.

Informationen dazu erhalten Sie auf der eigenen Homepage www.cmss-selters.de!

Das Studienzentrum befindet sich im gleichen Gebäude und zwar im Erdgeschoss gleich rechts.

* und verschiedenen weiteren Hauterkrankungen